„What does Heimat mean?“, fragte er, und \u00fcberrumpelte mich damit. Es war fr\u00fcher Nachmittag, und wir \u00fcberbr\u00fcckten die Zeit, bevor das Konzert startete. Wir sa\u00dfen auf den Steintreppen vor der Konzert-Location, goldene Sonnenstrahlen auf unserer Haut, und ich suchte nach einer Antwort.<\/p>\n
Es war mein erster Paris-Besuch. Paris geh\u00f6rt zu den St\u00e4dten, die ich immer schon mal besuchen wollte, und viel zu lange mit einer Reise gewartet habe. Immer gab es einen Grund, warum ich nicht hingefahren bin: entweder wollten meine Freunde nicht mit, oder ich hatte mein Geld f\u00fcr andere Dinge ausgegeben. Sp\u00e4testens seitdem ich den Film\u00a0Moulin Rouge <\/em>gesehen habe (kitschig, ich wei\u00df), wollte ich unbedingt Paris erkunden. Den Flair, den Regen, die Geschichte und die kleinen Caf\u00e9s. Dann freundete ich mich mit einem Franzosen an, den ich \u00fcber eine Website f\u00fcr Brieffreunde kennengelernt hab (#nerdalert). Er liebt Filme nicht nur, sondern arbeitet auch in einem Kino. Wir hatten die gleiche Melancholie gemeinsam und wollten mehr, mehr f\u00fchlen, mehr wissen, mehr erleben, und das verband uns. Selten hab ich mich so verstanden gef\u00fchlt. Nach einer kurzen Touri-F\u00fchrung durch die Stadt zeigte er mir das Viertel, in dem er lebte, und Paris f\u00fchlte sich pl\u00f6tzlich sehr vertraut an.<\/p>\n Der Franzose mochte Deutschland schon immer. Besonders Hamburg, und ich glaube, ich habe nie gefragt, warum. Wir haben uns \u00fcber alles m\u00f6gliche unterhalten, als er mich pl\u00f6tzlich fragte, was Heimat bedeutet, wie ich die Bedeutung des Wortes erkl\u00e4ren w\u00fcrde. Tats\u00e4chlich hatte ich bis dahin noch nie dar\u00fcber nachgedacht, und musste das erst mal nachholen. Als ich dort, in Paris, auf den Steintreppen sa\u00df, wusste ich noch nicht, was „Heimat“ f\u00fcr ein deutsches Wort ist. Was ist also Heimat? „Well,“ fing ich an, „it can be both a place and a feeling. I think it’s something very personal, and you will get a hundred different answers if you asked a hundred Germans what Heimat is. To me, it is more of a feeling really. Heimat is feeling like myself, feeling like I don’t have to pretend to be someone else, where people accept me. That happens to be my family. So, yes, it is a place to me as well because whenever I return to my home town, I feel like I am at home. It’s where I grew up, became the person I am, well, not entirely, but for a great part, where I experienced first love, first heartbreak, what it means to be a part of a family.“ Er nickte mit dem Kopf. Trotzdem, sagte er, war er sich nicht sicher, ob er wirklich verst\u00fcnde. „That really is a question no one has ever asked me before. It’s really not that easy to answer so I can make you understand. I feel like there is a lot of cultural meaning as well.“ Daran glaube ich noch heute. Es gibt sicherlich einen Grund daf\u00fcr, dass es in der englischen Sprache beispielsweise nur das Wort „home“ gibt, und als in den USA lebte, hatte ich den Eindruck, dass Amerikaner f\u00fcr gew\u00f6hnlich nicht so an ihren H\u00e4usern oder Wohnungen h\u00e4ngen wie die Deutschen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" „What does Heimat mean?“, fragte er, und \u00fcberrumpelte mich damit. Es war fr\u00fcher Nachmittag, und wir \u00fcberbr\u00fcckten die Zeit, bevor das Konzert startete. Wir sa\u00dfen auf den Steintreppen vor der Konzert-Location, goldene Sonnenstrahlen auf unserer Haut, und ich suchte nach einer Antwort. Es war mein erster Paris-Besuch. Paris geh\u00f6rt zu […]<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":5981,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_oct_exclude_from_cache":false,"footnotes":""},"categories":[188],"tags":[72,73,88],"class_list":["post-3260","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-stories","tag-heimat","tag-herten","tag-paris"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3260","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3260"}],"version-history":[{"count":11,"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3260\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":5933,"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3260\/revisions\/5933"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/media\/5981"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3260"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3260"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.jclynmtrk.com\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3260"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}